Der TVR

1892 wurde der Turnverein Ruhmannsfelden gegründet – Eigener Halle gilt ein Hauptaugenmerk – Jubiläumsabend am Samstag

Ruhmannsfelden. Ein lauer Sommerabend im Jahre 1892 in der Wirtsstube der Brauerei Wilhelm in Ruhmannsfelden: 14 junge Männer, die im Sinne von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn ("In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist") schon damals sportlichen Aktivitäten nachgingen, hatten sich dort getroffen und den Turnverein Ruhmannsfelden gegründet, der somit heuer auf sein 125-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Der viertälteste Sportverein des Landkreises Regen feiert den Geburtstag am Samstag mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche (Beginn 18 Uhr) und einem anschließenden Jubiläumsabend im Segl-Saal.

Wie jeder Verein, hat auch der TV Ruhmannsfelden in den vergangenen 125 Jahren Höhen und Tiefen erlebt, was ein Blick in die Chronik verdeutlicht. In der Anfangszeit konzentrierte sich das sportliche Geschehen auf leichtathletische Übungen, Gewichtheben, Steinstoßen und Turnen, in den Wintermonaten wurde die Geselligkeit gepflegt bei Christbaumfeiern, Tanzkränzchen und Bunten Abenden. Um die Jahrhundertwende stieg die Mitgliederzahl an, es wurden Sport- und Turnfeste besucht. 1902 beschloss die Vorstandschaft, die erste Fahne anzuschaffen.
Mit dem von Brauereibesitzer Michael Sagmeister gebauten Turnsaal war der junge Verein schon im Winter 1902 wetterunabhängig. Die TVler waren eifrige Sportler, deren Tatendrang dann durch den 1. Weltkrieg unterbrochen wurde. In der Generalversammlung am 21. Dezember 1918 wurden aber die Weichen für die Fortführung des Vereinslebens gestellt. Nach der Inflation gab es Probleme mit dem Turnsaal in der nunmehrigen Brauerei Vornehm, so dass man 1924 Pläne für den Bau einer eigenen Halle schmiedete, die sofort in die Tat umgesetzt wurden. Nach Fertigstellung der Fundamente am 4. November 1924 war die Baukasse allerdings schon leer. In den Folgejahren besannen sich die Verantwortlichen auf Eigeninitiativen, mit Christbaumfeiern, Vereinsbällen, Faschingshochzeiten und Tanzkränzchen kam Geld herein; Schriftführer August Högn bemühte sich pausenlos um Zuschüsse und Darlehen. 1927 ging es weiter mit der Errichtung der Turnhalle: 60000 Ziegel und das Holz für den Dachstuhl wurden angeliefert, am 29. Januar 1928 konnte die neue Halle in Betrieb genommen werden.

23200 Mark Schulden: Trotzdem Turnplatzbau

Der Schuldenbetrag war auf 23200 Reichsmark angewachsen, trotzdem fasste die Vorstandschaft den Bau eines Turnplatzes ins Auge. Wie schon beim Hallenbau, griff Brauereibesitzer Josef Zitzelsberger dem TV erneut unter die Arme und überließ dem Verein einen an die Halle angrenzenden Platz mit 100 Meter Länge und 50 Meter Breite. Dann schlossen sich die Fußballer der späteren SpVgg dem Turnverein an, im Herbst 1932 war der Turnplatz fertig. Bis zum Kriegsbeginn erlebte der TV einen unerwarteten Aufschwung, 1940 erhielt die Halle den Außenverputz.
Der Beginn des 2. Weltkrieges bedeutete die Einstellung des Sportbetriebes. Nach Kriegsende wurde der Verein am 22. Oktober 1946 aufgelöst, Turnhalle und Inventar gingen in die Verwaltung der Marktgemeinde über. Zahlreiche Mitglieder hatten in den Kriegsjahren ihr Leben lassen müssen, beim TV ging es trotzdem weiter. Am 15. August 1948 trafen sich ehemalige Mitglieder, Jüngere und Heimatvertriebene zur Wiedergründung des Turnvereins 1892.
Die Halle befand sich jedoch in einem verheerenden Zustand, der Sportbetrieb nahm zwar langsam Fahrt auf, doch umfangreiche Renovierungsarbeiten waren unumgänglich. Die bewährte Methode, mit gesellschaftlichen Aktivitäten zu Geld zu kommen, wurde aufgegriffen und 1950 eine Veranstaltung aus der Taufe gehoben, die heute noch das größte gesellschaftliche Ereignis der Marktgemeinde ist – das Ruhmannsfeldener Volksfest: Schon bei der Premiere wurde vier Tage lang gefeiert, das zweite Volksfest 1951 war verbunden mit dem 750-jährigen Marktjubiläum.
Bis Mitte der 1950er Jahre lief alles rund, danach stellte sich jedoch mehr und mehr eine "Vereinsmüdigkeit" ein. Aufwärts ging es erst wieder, als 1964 Fritz Wittmann die Führung übernahm. Die Vereinsarbeit konzentrierte sich zunächst auf den Erhalt der marode gewordenen Halle. Nachdem die eigentlich schon fixierte Übergabe an die Marktgemeinde gescheitert war, führte der TV große Renovierungs- und Erweiterungsmaßnahmen durch; 1967 wurde das 75-jährige Vereinsjubiläum gefeiert und mit einem Hallen-Anbau begonnen.
1892 wurde der Turnverein Ruhmannsfelden gegründet – Eigener Halle gilt ein Hauptaugenmerk – Jubiläumsabend am Samstag

In den 1970er Jahren erlebt der TV eine Blütezeit

Vorsitzender Wittmann berichtete stolz vom Aufschwung in allen Bereichen, die Mitgliederzahl hatte sich in kurzer Zeit verdreifacht. Sportlich machten junge Leichtathleten auf sich aufmerksam. In den 1970er Jahren blieb der TV erfolgreich, für Aufsehen sorgten Volleyballer, Faustballer und die Eisschützen, die schon 1962 den Europacup gewonnen hatten. Ein wichtiges Jahr in den Annalen ist 1976: Die Abteilung Tischtennis wurde neugegründet, die Sparte kann also heuer ihr 40-jähriges Bestehen feiern.
Die Halle wurde ständig modernisiert und 1986 mit dem zweiten Anbau erweitert. 1992 konnte das 100-jährige Bestehen gefeiert werden.Nach 35 Jahren an der Spitze des Turnvereins zog sich Fritz Wittmann 1999 endgültig zurück, Stellvertreter Michael Kramhöller trat in seine großen Fußstapfen. In den Jahren 2004, 2010 und 2016 war der TV als Ausrichter des Volksfestes gefordert und hatte mit Tauziehen, Volksfestcup im Steinheben und zuletzt mit "Schlag den Marktrat" auch sportliche Wettbewerbe im Volksfestprogramm.
Seit der Jahrtausendwende hat der Jubelverein mit enormem Arbeits- und Finanzaufwand die vereinseigene Sportstätte für die Zukunft gerüstet. Los ging es mit der Renovierung der Hausmeisterwohnung (rund 20000 Euro), dann folgten Sanierung des steilen Hallendaches (etwa 60000 Euro) sowie 2015 und 2016 die Neugestaltung des Sanitär-, Dusch- und Umkleidebereiches mit Einbau einer neuen Fußbodenheizung (gut 70000 Euro). Im nächsten Jahr ist die Erneuerung der Holzverkleidung im Hallen-Innenbereich vorgesehen.

Generationswechselin der Vereinsführung

Noch vor dem Jubiläum wurde in der Vorstandschaft ein Generationswechsel vollzogen. Im Vorjahr erklärten 2. Vorsitzender Ernst Wirth und Schriftführer Hennes Berger ihren Rückzug, mit Florian Kopp und Michael Sattler übernahmen jüngere Kräfte Verantwortung. Präsident Michael Kramhöller blieb noch ein Jahr im Amt und ging heuer von Bord. Die aktuelle Vorstandschaft im Jubiläumsjahr: Vorsitzender Florian Kopp, 2. Vorsitzender Georg Kauschinger, 3. Vorsitzender und Kassier Markus Franke, Schriftführer Michael Sattler, Ausschussmitglieder Michael Kramhöller, Bernd Urban, Albert Nirschl, Johann Sattler, Hans Rinderer, Josef Kramhöller und die weiteren Spartenleiter/innen, Kassenprüfer Hennes Berger und Ernst Wirth.
Einzige Wettkampfsparte ist momentan die Abteilung Tischtennis, die nach dem Neuanfang vor 40 Jahren einen ständigen Zulauf verzeichnete. Mitte der 1980er Jahre schlossen sich spielstarke Neuzugänge dem TV an, so kämpften die Erwachsenen auch auf Verbandsebene um Spiel, Satz und Sieg – die Herren schafften es bis in die Bayernliga, die Damen bis in die Landesliga. Seit einigen Jahren sorgt ein junger Mann dafür, dass die Tischtennissparte deutschland-, europa- und sogar weltweit ein Begriff ist: Daniel Rinderer, der mit seinen 15 Jahren schon eine lange Erfolgsliste aufzuweisen hat. Sein jüngster Erfolg: Bronzemedaille bei den Jugend-Europameisterschaften im Mixed. Die weiteren TV-Sparten sind Damenturnen in zwei Riegen, Eltern-Kind-Turnen und Jumping-Fitness.